Algennutzung

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Laminaria japonica (Kombu oder Haidai)

In gewissen Kulturen spielt der Gebrauch von Meeresalgen eine große Rolle in den Traditionen, zum Beispiel in Japan, China, Hawaii, Irland und Schottland. Ich habe das Thema während meines Universitätsstudium in einem Referat behandelt, so kann ich ein paar Informationen geben.

In China werden Algen seit Jahrtausenden gegessen. Und sie werden auch kultiviert.

In der Literatur de 5. Jahrhunderts ist die Braunalge Haidai (Laminaria japonica und gelegentlich andere Arten der Gattung; Laminariaceae)  als Nahrungsmittel und zur Vorbeugung gegen Kropf genannt. Zu jener Zeit wurde die Alge von Japan importiert. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Laminaria japonica von Hokkaido zur Küste von Dalian verschleppt, wo sie heute ein isoliertes Areal hat. Weiter südlich kann sie nicht leben, da sie stirbt, wenn die Wassertemperatur 20 ºC übersteigt. Sie wird aber im Süden in Gewächshäusern gezogen, die im Sommer eine Temperatur von 10º bewahren.

In China wird Haidai als Suppe mit Schweinefleisch gegessen, gekocht mit geschlagenem Ei, gebraten mit Zwiebeln, Ingwer, Zucker oder Salz. Oft kocht man es mit Fisch unter Druck und fügt Sojasoße, Essig, Zucker, Likör und Zwiebeln hinzu.

Getrocknete Rotalgen der Gattung Porphyra (Bangiaceae) werden in China Zicai genannt. Mindestens neun Arten der Gattung werden genutzt. Im Norden wird Porphyra yezoensis, im Süden Porphyra haitanensis kultiviert. Es gibt unzählige Rezepte für Zicai. So brät man es knusprig und tut es in Gewürze. Im chinesischen Binnenland sind diese Algen geschätzte Geschenke.

Im Norden von Taiwan brät man die Rotalge Gigartina intermedia (Gigartinaceae) mit Schweinefleisch und kocht die Mischung in Sojasoße. Beim Erkalten geliert die Suppe wegen des Kolloidgehaltes der Alge.

Die Grünalgen der Gattung Enteromorpha (Ulvaceae) haben zarte Thalli und werden unverarbeitet gegessen. Außerdem werden sie getrocknet und pulverisiert.

Da die Cyanobakterien traditionell als „Blaualgen“ zu den Algen gestellt wurden, soll hier ein solches genannt werden: Brachytrichia quoyi (Symphyonemataceae) wird in China sowohl mit Schweinefleisch und Fisch als auch mit Zucker verzehrt. (Auch die essbare Spirulina gehört hierher, lebt aber nicht im Meer.)

In Japan ist Kombu eine viel genutzte Alge, es handelt sich ebenfalls um Laminarien, vor allem die Arten Laminaria angustata und Laminaria japonica. Bisweilen wird der Name auch für ähnliche Algen anderer Gattungen genutzt. Zwei Drittel des genutzten Kombu stammen aus Wildsammlung. Es gibt Anbau, aber es ist nicht üblich, die Alge wie in China in Gewächshäusern zu ziehen. Der Name „kombu“ stammt aus der Sprache der Ainu (im Norden Japans). Und die Ainu beanspruchen, dass die Japaner den Gebrauch der Alge von ihnen gelernt haben. Um Kombu zu sammeln, braucht man in Japan eine Sondergenehmigung. Die Thalli werden an der Sonne getrocknet. Man nutzt sie für Fleischgerichte, Misosuppen, Getränke und Süßspeisen.

Die Rotalgen Porphyra tenera und Porphyra yezoensis werden auf Honshu angebaut, vor allem in Flussmündungen. Man nutzt sie für Suppen und für Sushi mit Reis und Fisch.

Die japanischen Produkte Aonori und Awonori sind aus Grünalgen. Aonori ist von der Alge Monostroma (Monostromataceae), man isst es in Salaten. Awonori ist von der Alge Enteromorpha, man nutzt es als Gewürz.

Wakame (Undaria; Alariaceae), eine Braunalge, wird in Japan für Gemüse und Suppen genutzt, es ist eine wichtige Zutat der Misosuppe.

Von der Rotalge Gloiopeltis furcata (Endocladiaceae) gewinnt man in Japan einen Klebstoff.

Auch in Hawaii ist der Algenkonsum wichtig. Bei einigen speziellen Festen wie dem ersten Geburtstag eines Kindes oder der goldenen Hochzeit ist es Tradition, eine große Auswahl an Algen anzubieten. Die Rotalge Grateloupia filicina (Halymeniaceae) heißt auf Hawaiianisch „ake limu“ („Leberalge“), da man sie vor allem mit roher Leber isst. Mit rohem Fisch isst man die Rotalge Asparagopsis taxiformis (Bonnemaisoniaceae), wenn man sie sich leisten kann, die weniger Reichen ersetzen sie durch Gracilaria (Gracilariaceae).

Der Meersalat hat in Schottland, unter den Maori in Neuseeland und in Chile Tradition.

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Schafe auf North Ronaldsay beim Fressen von Algen an der Küste

Der Zuckertang hat traditionelle Nutzung in Schottland, wo er roh oder gekocht in Marmelade-artigen Speisen gegessen wird.

Auf der Orkney-Insel North Ronaldsay (Schottland) gibt es Schafe (North-Ronaldsay-Schaf), die keinen Zugang zum Inneren der Insel haben, sie ernähren sich in erster Linie von Meeresalgen, die sie an der Küste finden.

In Bahrain nutzt man Grünalgen der Gattungen Ulva und Enteromorpha als Köder zum Fischen.

Die Maori in Neuseeland nutzen die harten Kauloide der Braunalge Lessonia variegata (Lessoniaceae) für Messerstiele.

In Neuseeland nutzte man Meeresalgen während des Zweiten Weltkriegs als Dünger, da sie reich an Kalium sind. In der Bretagne sammelt man Rotalgen der Gattungen Lithothamnion und Phymatolithon (Hapalidiaceae), um Dünger mit Calcium und Magnesium zu gewinnen. Diese Dünger kann man anderswo erwerben.

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